ASP Niedersachsen
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Patric Deppenmeier,
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Hannovers Bürger
sind ein Glück.
Hannovers starke Seiten.
„Hannover Ist stolz auf das Engagement seiner Einwohner.
Sie bringen das Leben In die Stadt, erhalten Denkmale,
renovieren Schulen und helfen bei der Integration. Und sie
sehen der Politik auf die Finger. Wie glOcklich kann eine
Stadt sein, die solche Bürger hat."
Conrad von Meding, HAZ·Redakteur
Herr Dammann-Tamke, die ökologisch
ausgerichtete Arbeitsgemeinschaft bäuerliche
Landwirtschaft hat unlängst
gewarnt, dass Wolf und Weidetierhaltung
in Niedersachsen nicht miteinander zu
vereinbaren sind. Was sagt denn die
Landesjägerschaft dazu? Brauchen wir
wolfsfreie Zonen?
Nein. Aber es gibt Dinge, mit denen wir
uns auseinandersetzen müssen. Nehmen
wir zum Beispiel das Problem mit
dem Rudel in Cuxhaven: Dort haben wir
rünl Tiere, die gelernt haben, ausgewachsene
Rinder zu jagen. Die Wöl fe
haben die Taktik entwickelt, dass sie die
500 Kilo schweren Tiere in ein Moorloch
oder einen Graben treiben und sie dann
[ressen können. Und dieses Wissen geben
sie an ihre Welpen weiter. Das Problem
wird sich also nkht von alleine erledigen,
sondern es steht zu befürchten,
dass es sich ausbreitet.
Ist es typisch, dass Wölfe Rinder angreifen?
Die bisherige Lehrmeinung war immer,
dass Rinder nicht zum klassischen Beutespektrum
der Wölle gehören. Das haben
wir auch immer wieder gesagt. Doch
nun ist diese Meinung widerlegt worden.
Würde es helfen, Zäune aufzustellen?
Theoretisch ja, aber damit ergeben sich
neue Probleme. Im Cuxhavener Land
gibt es 180000 Hektar Weidefläche -
wollen Sie die kreuz und quer mit
1,40 Meter hohen Zäunen durchziehen?
Und selbst wenn Sie das Geld dafür in
die Hand nähmen, würden Sie damit andere
wilde Tierarten in ihrer Bewegung
und ihren Ansprüchen massiv stören.
Und das können wir so als Naturschutzverband
auch nicht unterstützen. Da
sind wir wieder bei dem Gedanken der
ganzheillichen Betrachtungsweise von
Artenvielfalt.
„Wir dürfen den Wolf
nicht über alles stellen"
Der Präsident der Landesjägerschaft fordert im
HAZ-lnterview: Schutzstatus für Tiere überdenke
Also muss man das Rudel abschießen?
Die Politik muss sich entscheiden, ob sie
Nutztierhaltung mit Weidehaltung als
wichtiges Element unserer Kulturlandschaft
- in Teilen auch als Landschafts·
pfiegeelement, denken Sie an die vielen
Schäfereien, die diesen Auftrag erfüllen
- erhalten oder sie dem Primat des Wolres
alles unterordnen will. Die Arbeitsgemeinschaft
bäuerliche Landwirtschaft
hat in ihrer Warnung nicht unrecht. Und
wenn wir den Wolf über alles stellen,
werden wir andere naturschutzfach.liche
Aspekte aus dem Blick verlieren.
Das verstehe ich, aber es beantwortet die
Frage nicht.
Über den Umgang mH dem Rudel muss
die Politik eine Entscheidung treffen.
Wir müssen die Sache aber viel ganzheillicher
betrachten. Niemand will den
Woll wieder ausrotten. Aber \vir müssen
darauf achten, dass wir dabei die Akzeptanz
der Bevölkerung nicht verlieren.
Und das schaffen wir aur, wenn wir
klar sagen, welche Perspektive es gibl.
Können Sie da etwas genauer werden?
Derzeit haben wir in Niedersachsen
schätzungsweise rund 80 Tiere, davon
37 Welpen. Jedes Jahr nimml die Population
um 30 Prozent zu. In zwei oder
drei Jahren wird die zentraleuropäische
Flachlandpopulation der Wölfe nach internationalen
Kriterien so stabil sein,
dass sie in ihrem Bestand nicht mehr als
gefährdet angesehen wird. Die EU-Regeln
ermöglichen dann eine Änderung
des Schutzstatus in der Fauna-Flora-Habitat-
Richtlinie. Damit würden der nationalen
Politik dann neue Handlungsspielräume
eröffnet.
Was für Handlungsspielräume sind das?
Die Politik hat dann die Möglichkeit und
steht auch in der Verantwortung zu entscheiden,
ob es weiter geht \vie bisher
oder nicht ein Management der Wolfspopulation
angezeigt ist, in dem das
Wort .Regulation" kein Tabu mehr ist.
Das heißt, dann müssten Tiere gegebenenfalls
auch abgeschossen werden.
Welchen Bestand verträgt Niedersachsen
denn?
Das muss von der Gesellschaft diskutiert
und von der Politik definiert werden.
Finnland beispielsweise hat seinen Beitrag
zum Erhalt des westeuropäischen
Wolfs auf 300 adulte Tiere festgelegt
Deutschland - insbesondere die 13 Flächen-
Bundesländer - wird sich zusam men
mit den europäischen Nachbarländern
an einen Tisch setzen müssen und
gemeinsam festlegen, mit wie vielen
Wölfen sie ihren Beitrag zum Erhalt des
westeuropäischen Wolles leisten wollen.
Dieser Weg ist vorgezeichnet - das ist
nur eine Frage der Zeit. Und das muss
die Politik der Bevölkerung so klar vor
Augen führen.
Interview: Heib Randermann
ZUR PERSON
Helmut Dammann·Tamke ist Präsident
der Landesjägerschaft Nieder·
sachsen, die knapp 54 000 Mitglieder
hat. Die Jäger haben als Verband die
Beobachtung der Wölfe für das Land
übernommen und stellen auch den
obersten Wolfsbeauftragten. Dammann-
Tamke ist Agraringenieur und
sitzt derzeit als Abgeordneter für die
CDU im Landtag. Er lebt mit seiner Familie
in Harsefeld im Landkreis Stade.